wir stellen vor

Amanda Burmeister Es ist Mittagspause im Ruhetal. Bei hochsommerlicher Hitze bleiben selbst die lebhaften Tschernobyl-Kinder lieber in den Aufenthaltsräumen. In dem kleinen Raum zwischen der großen Küche und dem großen Saal nimmt sich Frau Amanda Burmeister Zeit für ein Interview mit der brücke. Während sie mit mir spricht, kommen immer wieder eilige Gruppenleiterinnen und Helferinnen vorbei, um sich Rat zu holen. Keine bleibt ohne Hilfe.
Seit 1969 übt Frau Burmeister, gebürtige Söflingerin, Jahrgang 1941 hier den Beruf einer Hauswirtschafterin aus, das heißt: sie kocht, aber wie! Alle, die je eine Ruhetalfreizeit miterlebt haben - Ulmer Kinder in der Ferienerholung, Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Altenfreizeiten oder, seit nunmehr elf Jahren, Kinder aus dem verstrahlten Tschernobyl - wissen, wie gut Frau Burmeister kocht, denn die große Liebe zum Kochen war immer da.

Sie sagt selber: "Mein Beruf ist mein Hobby!"
Sie kocht, was Menschen mögen, und selbst die Kinder aus Weißrussiand haben Geschmack an deutscher und natürlich auch italienischer Küche gefunden: Kartoffeln, Spaghetti, Paprikagulasch und Penne sind äußerst beliebt. Angefangen hat Frau Burmeister nach Grundschule und diversen hauswirtschaftlichen Kursen mit einem Praktikum als Schwesternschülerin für Säuglingspflege in einem Kinderkrankenhaus. Aus dem Zweig 'Verpflegung für Säuglinge' hat sich dann aber sehr bald der Wunsch nach 'Kochen für Große' durchgesetzt, und das dann aber auch gleich für große Portionenzahlen. Für die Tschernobylgruppe sind das etwa 50, bei der Ferienerholung sind es dann gleich um die 400.

Auf die Frage nach dem denkwürdigsten Ereignis ihrer Ruhetalzeit fiel Frau Burmeister die Geschichte einer Beinahe-Katastrophe ein. Wer für 400 Menschen dreimal täglich eine Mahlzeit auf den Tisch bringen will, braucht eine unverwüstliche Geschirrspülmaschine. Was aber, wenn die kaputtgeht? Eines Tages geschah genau das. Also wurden sämtliche verfügbaren Transportbehälter des Hauses zusammengeholt, mit Wasser gefüllt und unter reger Beteiligung von Betreuern und Kindern wurde ein Abwaschfest gefeiert. Aus der Katastrophe wurde eine Gaudi.

Zum Aufgabengebiet im Ruhetal gehört natürlich auch die kaufmännische Abwicklung und die Hausmeistertätigkeit einschließlich der Gartänpflege eines bekanntermaßen riesigen und hangigen Geländes. Darum kümmert sich ihr Mann, ein gebürtiger Mecklenburger.
Beide Burmeisters haben körperliche Schwerarbeit leisten müssen. Urlaub haben sie in der Ruhetalzeit nie länger als zehn Tage machen können. Sie freuen sich daher auf den Ruhestand, der für beide am 1. September beginnt. Umgezogen nach Blaustein sind sie schon zu Pfingsten, um damit nicht in den Trubel der Verabschiedung hinein zu geraten.

Über die Zeit nach dem Beruf hat Frau Burmeister ganz klare Vorstellungen: Sie möchte endlich für Freundschaften und Familie Zeit haben. Drei Enkel von zwei erwachsenen Söhnen, die beide studiert haben, warten darauf, dass die Großmutter für sie da ist. Sie möchte mit ihrem Mann endlich einmal ohne Zeitdruck Konzerte und Theater besuchen und nicht nur gelegentlich die Theaterei Herrlingen/Erbach.

Es gibt ein schlesisches Sprichwort: "A satter Mensch is a zufriedener Mensch." Im Grunde müsste die weltweite Gilde der Köchinnen und Köche schon längst den Friedensnobelpreis bekommen haben, also auch Frau Burmeister.