Raum auch für die kleinsten Christen
Eltern-Kind-Gruppen: Fremdlinge, Gäste oder Teil der Gemeinden?

"Ich finde es sehr gut, dass es die Mini-Clubs gibt!" sagt Karin Eckhart. Sie ist Diakonin und seit September 1999 vom Evangelischen Bildungswerk für die Betreuung der EItern-Kind-Gruppen (=Mini-Clubs) im Dekanatsbezirk Neu-Ulm angestellt. Sie besucht und berät die Mini-Clubs, zeigt ihnen neue Spielideen und wie man Kinder zum Mitmachen anregen kann, bietet Abende zu Erziehungsfragen an und organisiert Leiterinnentreffen zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Sie sieht die Mini-Clubs als eine große Chance. "Die Eltern werden nicht allein gelassen, sie haben eine regelmäßige Möglichkeit sich zu treffen und miteinander zu reden."
Mal weg von "nur Windeln" und Staubsauger, Gespräche mit anderen Müttern und auch nicht ausschließlich über Kinder. Für Diakonin Eckhart gehört der Austausch der Eltern untereinander mit zu den wichtigsten Aspekten der Mini-Club-Arbeit.

Kinder Dass die Mini-Clubs "für Kinder und Mütter eine gute Sache" sind, findet auch Christa Janner. Sie kam vor etwa vier Jahren in den seit 1993 bestehenden Mini-Club der Petruskirche in Neu-Ulm. Als dieser aufgrund vieler Neuzugänge vor etwa zwei Jahren geteilt werden musste, übernahm sie den dadurch neu entstandenen zweiten. Sie hat damals eine Krabbelgruppe gesucht, weil sie wollte, dass ihre einjährige Tochter unter Kinder kommt. Natürlich bekommt sie damit auch selbst Kontakt mit anderen Müttern mit Kindern, was auch für viele andere Eltern ein Anlass ist, eine Krabbelgruppe zu suchen. Viele kommen durch Mund-Propaganda in die Mini- Clubs oder werden von Freundinnen mitgebracht, viele erkundigen sich aber auch einfach in der jeweiligen Pfarrei, ob es eine Krabbelgruppe gibt.

In der Petruskirche gibt es drei Miniclubs, zwei am Petrusplatz und einen im Vorfeld, mit etwa 15 Familien und fast 20 Kindern. Auch ein Vater ist regelmäßig dabei, wenn sich die Gruppen einmal pro Woche treffen. Der Mini-Club ist für alle Kindgr von 0 Jahren bis zum Kindergartenalter, also "auch Kinder unter einem Jahr dürfen gerne kommen!", wie Frau Janner ausdrücklich betont.
Woher die Eltern kommen spielt dabei keine Rolle. Frau Janner selbst ist auch eine zeitlang in die Krabbelgruppe der Ulmer Martin-Luther-Kirche gegangen.

Mütter und Kinder Konfessionell sind die Mini- Clubs vollkommen offen. Ob evangelisch, katholisch oder nicht-religiös - jeder ist willkommen. Das gehört zum evangelischen Selbstverständnis. Jesus wurde schon einmal bei seiner Geburt von den Türen gewiesen, das soll nicht wieder vorkommen. Deshalb sind in den Gruppen sowohl aktive Gemeindemitglieder als auch Eltern, die mit Kirche eigentlich nicht so viel zu tun haben, bunt gemischt und vertragen sich prima. Es wird von allen akzeptiert, dass viele der Lieder, die miteinander gesungen werden teilweise einen religiösen Bezug haben. Man ist ja schließlich bei Kirchens. Aber niemand wird zur Religion gezwungen.
"Der Grundgedanke ist, dass sich die Kinder treffen und miteinander spielen können und die Eltern Gelegenheit zum Reden und zum Erfahrungsaustausch haben", formuliert eine Mutter des Dienstag-Mini-Clubs in der Petruskirche. Heute soll eben Raum sein in der Herberge.

Erkennbare Strukturen sind für Kinder wichtig. Deshalb gibt es immer ein paar feste Programmpunkte:
Gruppenbild Zuerst wird gesungen und es werden Fingerspiele/Tanzspiele gemacht, je nach Kinderwunsch. Danach folgt ein Programmpunkt, zum Beispiel Kaspertheater, Musik machen oder Bewegungsspiele, manchmal werden auch Ausflüge gemacht, zum Beispiel ein Waldspaziergang oder ein Besuch des Aquariums in Ulm. Danach gibt es ein Frühstück mit Backwaren, Obst und Kaffee für die Eltern, welche diese Zeit nutzen, um sich untereinander auszutauschen. Es geht dabei sowohl um gerade aktuelle Themen wie Gentechnik oder Euthanasie als auch natürlich um alles, was mit Kindern zu tun hat. Die Bandbreite ist groß: von Ernährung über Entwicklung und Verhalten bis hin zu Tagesmüttern und der Qualität der Kindergärten. Nach dem Frühstück wird aufgeräumt und mit einem Lied endet das Treffen.

Die meisten Eltern entwickeln schnell ein großes Vertrauen zueinander und oft entstehen feste Freundschaften, die auch noch nach der Mini-Club-Zeit halten - für Eltern und Kinder.

Annabella Vogl
Praktikantin im OHP
(OHP = Orientierungshalbjahr Pfarrberuf)

Bilder: privat