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Tobias Praetorius

Wie das Westwerk einer spätkarolingischen Basilika erhebt sich ein massiger Querbau vor dem Kirchenschiff. Nur vier kleine Fenster in quadratischer Anordnung bilden mit ihren Zwischenstegen das Kreuz. Aber der erste Eindruck täuscht: Die Kirche wurde nicht in Ost-West-Richtung erbaut und ist gerade mal 40 Jahre alt. Noch sechs Jahre jünger ist ihr neuer Pfarrer. Die Rede ist von Pfarrer Tobias Praetorius an der Erlöserkirche in Neu-Ulm-Offenhausen.

Praetorius ist Jahrgang 1967, geboren in der Brechtstadt Augsburg und nun seit dem 1. April 2001 auf seiner ersten festen Pfarrstelle. Vorher war er Vikar und dann Pfarrer zur Anstellung in Sonthofen im Allgäu. "Arbeiten dürfen, wo andere Leute Urlaub machen, das Glück hat nicht jeder", wie er über diese Zeit sagt.

Sein Wunsch, Pfarrer zu werden, lag nicht in der Familientradition. Der Vater war im öffentlichen Dienst im Bauwesen tätig gewesen, die Mutter von Beruf Kindergartenschwester. Und als der Vater früh starb, musste sie den beiden Söhnen Mutter und Vater zugleich sein. Es musste sparsam gewirtschaftet werden, und die Erziehung fiel strenger aus, als das unter anderen Umständen nötig gewesen wäre. Das Verständnis dafür kam sehr viel später. Der frühe Tod des Vaters und wie damit in der Familie umgegangen wurde, hat bei dem damals sieben Jahre alten Tobias einen tiefen Eindruck hinterlassen und vielleicht mit zur späteren Berufswahl beigetragen.

Es war dann in der Konfirmandenzeit, dass sich die Entscheidung für den Pfarrerberuf vorbereitete. Anfangs versuchte ein sehr alter Pfarrer nach sehr alten Gewohnheiten den Jugendlichen Katechismus, Gesangbuch und Bibel nahe zu bringen. Dann gab es einen Generationswechsel und auf einmal machte der Konfirmandenunterricht Spaß. Nach der Konfirmandenzeit engagierte sich der junge Tobias begeistert in der Jugendarbeit. Nach dem Abitur 1987 ging es nahtlos weiter mit einem Jahr Praktikum in einer Fabrik. Das war damals auch für Theologiestudenten Pflicht, um ihnen ein bisschen Einblick in "das wirkliche Leben" zu vermitteln.

Das Studium begann Tobias Praetorius in Tübingen. Er nahm auch an dem üblichen Studentenleben teil - seine Kommilitonengruppierung besaß sogar einen eigenen Neckar-Stocherkahn. Aber den von der großen Stadt Augsburg verwöhnten Studenten zog es dann doch in die Großstadt - und so studierte er bis zum Abschluss in München.

In seiner ersten Stelle als Vikar in Sonthofen hat Tobias Praetorius - der Name verpflichtet ja geradezu - sehr bald eine Band gegründet. So etwas vermisst er an der Erlöserkirche. Hier gibt es an regelmäßigen musikalischen Aktivitäten bisher außer dem gottesdienstlichen Orgelspiel lediglich einmal ein geistliches Konzert in der Vorweihnachtszeit.
Einen Schwerpunkt möchte Praetorius auf die Arbeit mit Jugendlichen und Familien setzen. Leicht wird das bei einer Gemeindegröße von über 2000 Mitgliedern sicher nicht sein, aber Praetorius ist zuversichtlich. Der Kirchenvorstand - er besteht aus 10 Mitgliedern - hat ein verhältnismäßig niedriges Durchschnittsalter, es gibt in der Gemeinde viele ehrenamtlich Engagierte und gut eingespielte Gemeindekreise zum Beispiel für Seniorenarbeit. Gesucht wird allerdings noch jemand, der die Internetseite der Erlöserkirche pflegt, damit die Gemeinde auch dort deutlich in Erscheinung tritt.

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