Samstag Morgen, Sabine K. zieht ihren Mantel an, nimmt ihren Korb und will zum Einkaufen. Ihr Mann Peter ruft ihr aus der Küche nach, die Zeitung nicht zu vergessen.
Aber wie sollte sie, seit einem Jahr das gleiche Ritual,
mittwochs und samstags steht die Tageszeitung ganz oben auf der
Einkaufsliste - wegen des Immobilienteils.
Sabine und Peter K. haben zwei kleine Kinder, zwei und vier
Jahre, und leben in einer circa 80 m2 großen Drei-Zimmer-Wohnung in der Ulmer Innenstadt.
Der Balkon ist gerade so groß, dass ein Campingtisch mit vier Stühlen Platz hat und für jeden Gang außerhalb der Wohnung müssen stets die drei Etagen bis zur Straße bewältigt werden. Dies ist besonders anstrengend und zeitaufwendig, wenn Sabine mit den Kindern zum Spielplatz gehen möchte. Der ist zwar nicht weit weg, aber sie muss jeden Ausflug gut vorbereiten. Waren die beiden noch mal auf dem Klo, haben wir genug zum Spielen dabei, sind alle fertig angezogen und für alle Fälle noch etwas zum Trinken mitnehmen! Erst dann kann's losgehen.
Nicht dass ihnen die Wohngegend nicht gefallen würde, ganz im Gegenteil. Sie haben es gut getroffen, sie haben nette Nachbarn.
Die ältere alleinstehenden Frau im Erdgeschoss passt schon mal auf die Kinder auf, wenn Sabine etwas dringendes zu erledigen hat. Dafür bringt Peter ihr bei Bedarf vom Getränkemarkt Mineralwasser mit. Auch mit den anderen im Haus verstehen sie sich gut. Letzten Sommer haben die Hausbewohner und -innen sogar ein kleines Fest im Hof gefeiert. Deswegen fällt es ihnen auch nicht so leicht hier wegzuziehen.
Der Ulmer Wohnungsmarkt bietet zwar Eigentumswohnungen zu ihren Preisvorstellungen an, aber die meisten befinden sich entweder am Stadtrand in den großen Neubaugebieten oder es handelt sich um renovierte Gründerzeithäuser in der Innenstadt, ohne Aufzug.
Bei den Neubauten entspricht die Aufteilung der Räume den herkömmlichen Vorstellungen - großes Wohnzimmer, kleine Küche, kleine Kinderzimmer und meistens kein separates Arbeitszimmer für Sabines Telearbeitsplatz.
In den wenigsten Fällen verfügen die
Wohnungen über einen schönen privaten Frei- oder sogar Grünbereich.
Die nächsten Bedenken treten bei dem Gedanken an die bereits dort lebenden Hausbewohnern und -innen auf.
Man macht sich Gedanken, ob die Nachbarn nett zu den Kindern sind, ob die Kinder Spielgefährten finden, ob das eigene Klavierspielen die anderen im Haus stören wird, ob es auch hier ein kleines Sommerfest geben könnte.
In Tübingen, Freiburg und anderen deutschen Großstädten, so haben Sabine und Peter K. erfahren, gibt es schon private Baugemeinschaften.
Da haben sich Bauwillige zu einer Gruppe zusammengetan und gemeinsam ein Mehrfamilienwohnhaus geplant und gebaut, nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen.
Die Beweggründe, sich mit anderen zu einer privaten Baugemeinschaft zusammen zu schließen, sind sicher vielfältiger als die Motivation von Sabine und Peter K.
Aber allen gemeinsam ist
Die Stadt Ulm hält diese Bestrebungen für unterstützenswert und hat daher auf dem ehemaligen Boelcke-Areal, dem heutigen Wohnpark Römerstraße, zwei Grundstücke für Private Baugemeinschaften reserviert.
Die beiden Mehrfamilienwohnhäuser, die hier entstehen werden, bieten Wohnraum für fünf bis acht Wohneinheiten, je nach Bedarf der einzelnen Bauwilligen.
Es können sich Alleinlebende genauso wie Alleinerziehende, Paare und Familien mit Kindern an diesem Projekt beteiligen.
Schön wäre, wenn eine "generationsübergreifende" Baugruppe entstehen würde, dann wäre gewährleistet, dass sich verschiedene Lebensformen unter einem Dach befinden würden.
Sicher ist das Bauen an sich schon eine schwierige Sache, das jetzt auch noch mit einer Gruppe zu bewältigen, macht es in manchen Fällen nicht unbedingt leichter.
Begreift man die Baugruppe aber als Quelle für Ideen, als Pool für Fachkenntnis und Know-how, als Sammelbecken für Kontakte und Beziehungen, bietet sie viele Vorteile, die sonst dem Einzelnen nicht zur Verfügung stehen würden.
Die Erfahrung zeigt auch, dass im Vergleich mit dem Bauträger die privaten Baugemeinschaften kostengünstiger abrechnen, da zum Beispiel der Anteil für Koordination, Vorfinanzierung, Vermarktung et cetera entfällt und steuerliche Vorteile geltend gemacht werden können.
So könnten Ideen, wie der multifunktionale Gemeinschaftsraum und / oder die Solar- und Regenwassernutzung verwirklicht werden, welche das Kostenbudget von Einzelnen in der Regel übersteigen würde.
Sollten wir jetzt Ihr Interesse geweckt haben, können Sie sich bei uns melden, es gibt noch freie Plätze.
Marga Jülich, Architektin
Informationen und Beratung gibt es
bei den Mitarbeiterinnen der