Das neue Haus am Grünen Hof
- kirchliche und diakonische Dienste unter einem Dach

Ende des vergangenen Jahres wurde in Ulm rege umgezogen. Seitdem gibt es am Grünen Hof eine zentrale Anlaufstelle für die verschiedenen diakonischen kirchlichen Dienste in der Stadt Ulm. Was bis dahin auf ganz Ulm verteilt war, befindet sich nun alles unter einem Dach.

Schon im November 1993 legte der Gesamtkirchengemeinderat fest, dass es eine "Neustrukturierung der räumlichen Unterbringung kirchlicher und diakonischer Dienste in der Innenstadt" geben sollte. Nicht ganz einfach war die Entscheidungsfindung, ob die verschiedenen kirchlichen Dienste besser weiterhin auf verschiedene Häuser verteilt oder an einer zentralen Stelle zusammengeführt werden sollten.
Als die Zentralisierung fest stand, wurde darum gerungen, wie sie am besten zu verwirklichen sei, sollte so ein Bauvorhaben doch die finanziellen Möglichkeiten der Gesamtkirchengemeinde nicht überfordern, möglichst umfassende mittel- und langfristige Einsparungen ermöglichen und an einem verkehrsgünstigen Ort, bevorzugt in der Innenstadt, liegen.
Das jetzt bezogenen Haus am Grünen Hof soll alle diese Punkte erfüllen: Mit rund neun Millionen DM liegen die Kosten im Rahmen des Möglichen, erhofft werden rund 100000 Mark Einsparungen pro Jahr - und die Lage lässt sich noch dem Innenstadtbereich zurechnen.
Nun wurde auf dem Grünen Hof nicht ein Verwaltungsgebäude erstellt, sondern ein großes Haus mit gemischter Nutzung gebaut - weniger als ein Viertel der Fläche, nämlich die ersten beiden Stockwerke gehören der Gesamtkirchengemeinde Ulm und beherbergen die kirchlichen und diakonischen Einrichtungen, der weitaus größere "Rest" besteht aus Eigentumswohnungen.

Unter einem Dach findet man hier die Evangelische Kirchenpflege, die kirchliche Verwaltungsstelle, die Kindergartenfachberaterin und den Diakonieverband mit der Diakonischen Bezirksstelle, der Diakoniestation und der Psychologischen Beratungsstelle.
Musste man vorher zur Promenade, wenn man von der Diakoniestation etwas brauchte, in die Böblinger Straße, wenn es um ein Gespräch in der Psychologischen Beratungsstelle ging, in die Schaffnerstraße, wenn es sich um Belange der Kindergärten handelte, die die Kindergartenfachberaterin betraf, oder zum Nördlichen Münsterplatz, wenn man etwas von der kirchlichen Verwaltung benötigte, so lässt sich dies nun innerhalb eines Spaziergangs über zwei Stockwerke erledigen.
Das Haus am Grünen Hof setzt zusammen mit dem Haus der Begegnung als Fortbildungsstätte für alt und jung, dem Dreifaltigkeitshof als Lebensraum für Senioren und der Adlerbastel mit seinem Kindergarten einen Schwerpunkt in Fußgängerreichweite zu Münster, Münsterbauhütte und dem Haus der Jugend - das im nächsten Monat bezogen wird.

Natürlich braucht so ein neues Haus Gewöhnung, alles ist neu und wirkt dabei manchmal auch steril. So kann im Rückblick der Charme der alten Gebäude wie zum Beispiel die der Diakoniestation das Herz erwärmen und die Erinnerung an den Schimmel an der Wand ist längst verblasst. Besonders die Mitarbeiter der Kirchenpflege mussten sich auf Neues einlassen. Waren sie am Münsterplatz noch auf verschiedenen Stockwerken jede und jeder mehr oder weniger für sich, so ist ihr neuer Bürokomplex auf einem Stockwerk mit sehr viel Glas und Transparenz ausgestattet.

Die Büros sind (manchmal erheblich) kleiner als vorher und mit viel Glas versehen. Diese Glasfronten nach draußen wie nach drinnen zum Flur hin animieren zum Hinaus- wie Hineinschauen.
Die Glastüren zu den einzelnen Büros waren anfangs gar so unsichtbar, dass es zu mehreren Zusammenstößen mit ihnen kam, die Scheiben waren einfach nicht zu sehen gewesen. Jetzt klebt an jeder Tür irgendein Aufkleber, damit sich solche "Unfälle" nicht wiederholen. Für die Mitarbeiter ist diese Offenheit noch ungewohnt. Oder wie sagte einer der Sachbearbeiter mit Galgenhumor: "Wir fühlen uns wie im Aquarium! An den Scheiben fehlen nur die Schilder 'Bitte nicht an die Scheibe klopfen!' und 'Bitte nicht füttern!"'
Für Besucher dagegen ergibt sich auf den ersten Blick ein freundlicher, einladender Eindruck. Sie müssen nicht anonym an eine Tür klopfen, sondern sehen schon, wer dahinter sitzt.

Das Haus am Grünen Hof wird in einem offiziellen Akt am 15. Februar eingeweiht. Für die Öffentlichkeit gibt es am Samstag, den 1 7. Februar von 1 0 bis 1 7 Uhr einen Tag der offenen Tür, an dem sich ganz besonders die Diakonischen Einrichtungen im Haus präsentieren werden.
Vielleicht wird dann etwas von dem Geist spürbar, den Professor Dr. Wolfgang Mühlich im April 1997 auf einer Sitzung des Gesamtkirchengemeinderates beschwor, als er das Bauvorhaben am Grünen Hof vorstellte. Damals wies er darauf hin, dass mit diesem Haus der alte Spitalgedanke wieder Gestalt annehmen könnte, nämlich das Zusammenspiel von Wohnen, Arbeiten, Feiern und Versorgen - alles unter einem Dach.

cw