An einem herrlich sonnigen Sonntagnachmittag im Spätherbst setzten meine Familie und ich ein lang geplantes Unternehmen in die Tat um: Wir wollten auf der Schwäbischen Alb nach fossilen Schätzen suchen. Ein guter Grabungsplatz war uns bekannt. Und so machten wir uns, mit diversen Hämmern und Meißeln, Tragtüten und Rucksack ausgerüstet, auf den Weg ...
"In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis." Kolosser 2,3
Die Jahreslosung für das neue Jahr 2001 lädt uns ebenfalls zu einer Schatzsuche ein. Doch nicht Fossilien, nicht Gold oder Edelsteine sind diesmal die kostbaren Fundstücke, sondern "Weisheit und Erkenntnis". Der Textzusammenhang benennt, dass es um nichts weniger als die Erkenntnis des Geheimnisses Gottes geht. Eine spannende, zuweilen eine bedruckende Angelegenheit! Denn wo sollen wir Gott suchen? Und was ist der "Weisheit letzter Schluss" - angesichts dieser Welt mit all ihren Wundern, aber auch all ihren Nöten und Fragen?
Die Meinung, der moderne Mensch interessiere sich für solche Dinge nicht mehr, ist längst überholt. Im Gegenteil: Viele sind auf der Suche. Viel wird gesprochen über die "neue Religiosität" und "neue Spiritualität".
Und so wie es für den Fossilienfreund Ratgeber und Fachbücher gibt, werden auch den Schatzsuchern in Sachen Religion allerlei "Fachbücher" angeboten. Der Markt ist überreich bestückt, das Angebot vielfältig, Seriosität und Qualität manchmal zweifelhaft. So muten weitere Worte des Kolosserbriefes recht aktuell an: "Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus" (Kol. 2,8).
Wer als Schatzsucher tatsächlich fündig werden will, muss
an der rechten Stelle suchen! Mit großer Überzeugung nennt uns
die neue Jahreslosung diesen Ort: Jesus Christus. Um über ihn
etwas zu erfahren, ist schlicht die Bibel aufzuschlagen. - Uns
Heutige mag die Klarheit und Ausschließlichkeit, mit der alles
allein dieser Fundstelle zugetraut wird, irritieren. Haben sich doch im innerchristlichen und interreligiösen Dialog gläubige Menschen aufgemacht, um gemeinsam nach Gottes-Erkenntnis zu suchen.
Doch ist die Jahreslosung wohl gar nicht so zu lesen, als könne n'irgendwo anders auch irgend etwas Richtiges über Gott und die Welt gesagt werden. Vielmehr geht die Blickrichtung ja von dem kostbaren Fund selber aus. Und dann bedeutet dies: Es gibt nichts, was nicht auch (sowieso) durch Christus erkannt werden könnte und in ihm erkannt worden ist. So sollten wir
als Christen, insbesondere als protestantische Christen, an diesem so verstandenen AusschließlichkeitsAnspruch der Offenbarung Gottes in Jesus Christus unbeirrt festhalten. Sie ist vollständig. Ihr ist nichts Wesentliches hinzuzufügen. Und daher reicht als "Steinbruch", in dem wir uns dann konkret auf die Suche begeben, die Bibel. Dass gleichwohl der reiche Schatz der Gottes- und Welterkenntnis (übrigens auch der rechten Selbsterkenntnis) "in Christus verborgen" liegt, wird uns alljährlich am Fest der Christgeburt bewusst: GOTT wurde MENSCH. In einem Menschen, am Menschen Jesus Christus, sollen wir erkennen, wer und wie Gott ist!
Die neue Jahreslosung lädt uns ein, auf Schatzsuche zu gehen!
Nehmen wir in unsere Liste der guten Vorsätze für's neue Jahr
die regelmäßige Bibellektüre wieder auf...
... übrigens hatte allen der Familienausflug viel Freude bereitet. Niemand kehrte ohne Fund heim gespannt darauf, was dieser beim weiteren, genaueren Hinschauen noch alles offenbaren werde.
Viele gute Entdeckungen und Erkenntnisse im neuen Jahr wünscht Ihnen Ihre
Petra Roller, Pfarrerin an der Auferstehungskirche Ulm