Geld regiert (die Welt) alle Entscheidungen ...

Als die Kirche noch Geld hatte...
Es war einmal... so beginnen viele Märchen...
Es war einmal die gute alte Zeit, da hatte die Kirche viel Geld und wusste gar nicht, wohin damit. Da wurden Gemeinden geteilt, neue Stellen errichtet, Kirchen und Gemeindehäuser gebaut.
Und dann? Dann wurde das Geld immer knapper. Das traf zuerst die Kirchen im Norden Deutschlands, die plötzlich Stellen nicht mehr besetzen konnten, Gebäude verkaufen und Schwerpunkte neu bestimmen mussten.

"Strukturdebatten" angesichts knapper werdender Finanzmittel
Mittlerweile ist die "Krise" auch im Süden angekommen. So gab es in diesem Jahr schon viele "Strukturdebatten" innerhalb der Gesamtkirchengemeinde Ulm, wie denn eine zukunftsfähige Kirche im angehenden dritten Jahrtausend auszusehen hat, wie angesichts knapper Kassen und drohender Finanzeinbußen gewirtschaftet werden soll, was nötig und was überflüssig ist. Viel geredet wurde innerhalb der Gremien über Zusammenlegung von Gemeinden (um - was auch immer - einzusparen); die Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen in den evangelischen Kindergärten wurde denen der städtischen Einrichtungen angeglichen (verlängert); es wurde geplant Sekretärinnenstunden einzusparen und die Zahl der Kirchenmusiker wurde kritisch beäugt.
Wie im "wirklichen Leben" konnte bisher der mit der besseren Lobby seine Pfründe erfolgreich verteidigen, denn gestrichen wird zuerst dort, wo am wenigsten Widerstand zu erwarten ist. Da nimmt es nicht Wunder, dass mit harten Bandagen gekämpft wird.

"Kirchendemokratie"
Demokratisch wie es in der Kirche nun einmal zugeht, hat das gemeine Kirchenmitglied vor Ort alle sechs Jahre die Möglichkeit, ins Geschehen aktiv einzugreifen (in Ulm ist die nächste Kirchengemeinderatswahl im November 2001), dazwischen entscheiden die gewählten Mitglieder im Kirchengemeinderat über das Wohl ihrer Gemeinde.
Allerdings wäre es in einer Zeit, in der durch die äußeren Umstände eine Neubesinnung an der Tagesordnung ist, sehr sinnvoll, Entscheidungen, die eine (Gesamtkirchen-) Gemeinde betreffen, auf viele Schultern zu verteilen. Welche Schwerpunkte in der Gemeindearbeit gesetzt werden sollten, welches Profil die Gemeinde prägt, all das kann sinnvollerweise nur auf breiter Basis erarbeitet werden.

Meinungsbildung
Dazu werden Möglichkeiten benötigt, auch weitgefächerte Informationen gezielt weiterzugehen. Der Gemeindebrief vor Ort reicht hierzu in der Regel nicht aus. Um vielen Menschen die nötigen Informationen zukommen zu lassen, ist die richtige Präsentation in den Medien überlebenswichtig.
Gerade in einer Zeit wie der unsrigen, in der die medienorientierte Gesellschaft überhaupt heranwächst, muss Kirche sich in der Öffentlichkeit medienwirksam präsentieren. Zu den immer noch herausragenden Medien gehört aber die Presse.

Die 'brücke' als "überregionaler Gemeindebrief"
Wenn in einem Städteverbund wie Ulm/Neu-Ulm schon seit mehr als 25 Jahren die 'brücke' als ein "überregionaler Gemeindebrief" mit einer Auflage von immerhin zehn mal im Jahr je 26000 Exemplaren erscheint, so sollten Leitungsgremien doch in der Lage sein, die Chancen dieses Mediums zu nutzen. Allerdings scheint die Tendenz angesichts der knappen Kassen auch hier weit eher in Richtung von Kürzungen des Etats anstelle von Aufstockung zu gehen. Vor knapp einem Jahr wurde angefangen das Layout der 'brücke' zu verändern, doch außer einer Neugestaltung der ersten Seite konnten bisher die Ideen nicht verwirklicht werden, denn dafür wird Geld benötigt!
Um die Gemeinden miteinander ins Gespräch zu bringen, um Raum für Diskussionen und zur Meinungsbildung zu haben, um eine breite Basis an den anstehenden Veränderungen teilhaben zu lassen, wäre eine Erweiterung der 'brücke' unabdingbar, doch die Finanzen...

Die Leser entscheiden
Deshalb liegt nun auch diese besondere Ausgabe der brücke' vor. Findet sich eine Lobby für solche evangelische Pressearbeit in Ulm/Neu-Ulm oder haben so manche Pfarrherren doch recht, die ihren "Schäflein" das Lesen eines derartigen Blattes nicht zumuten wollen ?

Wenn jetzt im Herbst die neuen Haushaltspläne aufgestellt und beraten werden, müssen natürlich Prioritäten gesetzt werden. Da kommt es auf jede einzelne Leserin, jeden einzelnen Leser der brücke' an, dass sie sich in den Gremien - und durch unsere Aktion, siehe letzte Seite - bemerkbar machen und ihr Recht auf Informationen, wenn es denn sein muss, auch einklagen.

... und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute - so enden viele Märchen. Und wenn die 'brücke' noch gelesen wird und nicht der Geldhahn zugedreht dann schreiben wir noch lange mit Freude an der 'brücke' weiter.

Claudia Weyh