Die 'brücke' - das letzte Blatt?

Kein Bock
Manche Pfarrer wissen alles, glauben sie auch über ihre "Schäfchen". (Theo-)Logisch: Schafe lesen nicht nicht die 'brücke', allenfalls den (natürlich "bockstarken") "Hirtenbrief" ihres Pastors (der sich dank der 'brücke' auf das Nötigste beschränken kann). Woher sie das wissen? Weil sie die 'brücke', wie sie uns wissen lassen, selbst nicht lesen. Und was den Pfarrherrn nicht interessiert, dürfte auch kein Gemeindeglied jucken! Steht ja zu wenig über uns selber drin. So sollte die 'brücke' auf mageren acht Seiten! - über alles berichten, was in Ulm und um Ulm und Neu-Ulm herum geschieht. Dies aber kann sie nun wahrlich nicht. Um mehr Platz für Termine und Sonstiges zu haben, wollten wir (auf Anregung unseres schmerzlich vermissten Schriftleiters Hartmut Wendler) "neue Seiten aufziehen", den Umfang erweitern und mehr Pep, "mehr Farbe" ins Spiel bringen, attraktiver wirken. Nur: Das kostet Geld - und Geld hat die Kirche nicht, jedenfalls nicht für so was. Obwohl doch aus Kirchenkreisen immer wieder verlautet, wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit ist... Da werden horrende Summen für Marketingberatung und "Kommunikationsinitiativen" ausgegeben, aber für einen (vergleichsweise) bescheidenen "Obolus" für ein Gemeindeblatt reicht's leider nicht. Dies wurde uns erst jüngst von Ulmer Seite unmissverständlich deutlich gemacht.

Kein Bedarf
Einer meiner lieben Amtsbrüder schrieb:
"Die Redaktion der brücke' hat die Gesamtkirchengemeinde gebeten, die finanziellen Mittel für eine Erweiterung des Seitenumfangs und für Farbbilder bereit zu stellen. Der Ständige Ausschuss hat dies abgelehnt und die Teilkirchengemeinden um eine Prüfung der Übernahme dieser Mittel gebeten. Der Kirchengemeinderat sieht sich aber dazu nicht in der Lage. Allgemeiner Tenor ist, dass die Pläne der,brücke'Redaktion wenig sinnvoll sind, weil kein Bedarf besteht. Die brücke' sollte sich erweitern, aber nicht vom Umfang her sondern vom Inhalt. Das Erscheinungsbild ist in Ordnung und hebt sich gerade durch den Schwarz-lWeiß-Druck von anderen Prospekten im Briefkasten ab. "
Das also ist (wirklich?) der"all-gemeine Tenor" unserer Leser und Leserinnen über den "Prospekt brücke": "kein Bedarf"!
Denn auf gut Schwäbisch gesagt: "Ihr schreibts nix Gscheits!" Keine Frage, oft fällt es uns schwer, die "passenden Themen" zu finden - weil es an Informationen seitens der Gemeinden fehlt, trotz allen Bittens. Und wenn mal unsere Kritiker die Chance haben, es der 'brücke' so richtig zu zeigen, wie man es besser macht, fallen deren Artikel nicht selten bescheiden aus (natürlich nur, was den Zeilenumfang betrifft). Mancher begnügt sich damit, auf die Schnelle etwas "abzukupfern". Äußerst kreativ! Kritisieren fällt nicht schwer, Artikel schreiben aber sehr...

Kein Blatt vor den Mund
Klar, es allen recht zu machen ist eine Kunst, die wohl niemand vermag höchstens auf Kosten eines äußerst "biegsamen Rückgrats". Nur nicht anecken, nur keine klare Stellung beziehen, zu allem Ja und Amen sagen! Dies aber entspricht gerade nicht unseren Vorstellungen. Ein Leser meinte dazu treffend: "Die 'brücke' ist nicht nur ein Andachtsblatt, sondern greift aktuelle und sozialkritische Themen auf." Lehrer haben sogar 'brücke'-Artikel im Unterricht verwendet - für werte Diskussionen. Dazu wollen wir gerne beitragen, eben nicht nur um den "heißen Brei" herum reden, sondern ihn "würzen" - im Sinne des biblischen Auftrags (Matthäus 5,13): "Seid das Salz der Erde", das in den Wunden dieser Welt heilsam brennt. Kein Wunder, dass wir schon von daher im "Kreuz-Feuer" der Kritik stehen, die wir uns auch keineswegs verbitten möchten. Von der Meinungsvielfalt lebt die Demokratie, selbst in der Kirche. Sie belebt auch die brücke' in Form von Leserstimmen und -briefen, wie ein paar Beispiele demonstrieren, "verlebendigen" sollen.

Kein Pappensti(e)l
Einige Kommentare sind mir noch "gut" in Erinnerung. "Ihr seid zu links", klagte einmal ein Stadtrat - zu Recht(s)? Ich erwiderte ihm, dass wir auch ein Interview mit (Ex-)Familienminister Theo Waigel geführt hätten - nicht unbedingt ein Grüner. Aber, wie er erklärte: "Das ist ja auch was anderes." Für dieses Interview wurden wir einst arg gescholten - nicht etwa aus dem "linken Lager", sondern von der "ganz frommen Ecke". Wie könnt ihr es wagen, einen geschiedenen Mann unter einem Kruzifix abzulichten, bekamen wir gnadenlos zu hören. Es ist ein Kreuz ...

Etliche Themen, denen wir uns gewidmet haben, fanden ein beachtliches Echo: der Disput um das kirchliche Amtsverständnis, die Sonntagsruhe, die christliche Patientenverfügung, der Engel im Münster, die Auflösung des Schulverbandes Holzheim, die Nachverdichtung in Ludwigsfeld, die Ausweitung des Kalksteinabbaus bei Mähringen und vieles mehr. Augenzeugen berichteten für die brücke' (über den Kirchturmrand hinaus) vom Kosovokrieg, vom Schulmassaker in Colorado, von zahlreichen Missständen und Problemen. Wir hinterfragten die "Teletubbies", fragten die Ulmer Fußball-"Spatzen", woran sie glauben, stellten diakonische Aktivitäten und verdiente Personen vor und würdigten ehrenamtliches Engagement. War das alles nichts, nichts was der Rede beziehungsweise Schreibe wert wäre? "Kein Bedarf?"

(K)Ein Fall für Sie
Bitte teilen Sie uns dazu (mit Hilfe des Fragebogens auf Seite 8) Ihre Meinung mit. Denn wenn manche Pfarrer wirklich Recht haben sollten und tatsächlich über alles, auch über die Lesegewohnheiten ihrer "Schäfchen" Bescheid wissen, werden wir Ihnen "mit Ver-Laub" weiteres Altpapier künftig ersparen (und uns einiges an Arbeit, die dann den Gemeindebriefredaktionen zufallen würde).
Der "Novembär" geht um, die Blätter fallen. Auch unser "Blatt"? Es liegt in Ihrer Hand - als mündige Christen.

Klaus Haimböck