Einheit (k)ein christlicher Auftrag
Warum wir glauben, dass die 'brücke' eine Verpflichtung für uns ist

Sondersituation
Niemand wird wohl leugnen, dass die Situation, in der wir in unseren Städten Ulm und Neu-Ulm leben, eine besondere ist. Kaum sonst wo sind zwei unterschiedliche Länder, zwei Landeskirchen, zwei Diözesen so "verquickt aneinander" wie hier. Kaum wo gibt es in - praktisch einer Stadt so viele gemeinsam zu lösende Fragen und Probleme bei unterschiedlichen Verwaltungssystemen. Kaum wo ist die Mischung herüber und hinüber so eng und dicht wie hier bei uns. Ulm/NeuUlm ist ein Sonderfall.

Einheit - Wille Gottes
Im Brief des Apostels Paulus an die Epheser geht es um Zerwürfnisse unter Christen. Der Apostel leidet darunter, dass der Wille Gottes zur Einheit unter den Menschen durch Parteiungen und unterschiedliche Interessen gefährdet ist. Ganz stark setzt er sich dafür ein, die Einheit unter den Christen, mögen sie auch verschieden denken, zu suchen und zu erhalten als das, was Gott will. So schreibt er:
"Uns aber hat Gott bekannt gemacht, wie er nach seiner Absicht die Zeiten zur Erfüllung bringt: Alles im Himmel und auf der Erde wollte er zur Einheit zusammenführen unter Christus als dem Haupt" (Eph 1,10). Und weiter: "Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die der Geist Gottes euch schenkt. Der Frieden, der von Gott kommt, soll euch alle miteinander verbinden! Ihr alle seid ja ein Leib, in euch allen lebt ein Geist, ihr alle habt die eine Hoffnung, die Gott euch gegeben hat, als er euch in seine Gemeinde berief. Es gibt für euch nur einen Herrn, nur einen Glauben und nur eine Taufe. Und ihr kennt nur den einen Gott, den Vater von allem, was lebt. Er steht über allen. Er wirkt durch alle und in allen. Jeder und jede von uns hat einen eigenen Anteil an den Gaben erhalten, die Christus in seiner Gnade ausgeteilt hat" (Eph 4,3-7).

Schreiben und berichten
Einheit unter den Christen entsteht nicht von selbst. Sie wird gewirkt durch den Geist Gottes, aber erfüllt von unseren Gaben, die Gott uns dafür gegeben hat. Wir vom brücke'-Team meinen, dass es Gottes Gabe ist, schreiben und berichten zu können in einer gemeinsamen Zeitung, die in dieser besonderen Situation, die die Geschichte uns für unsere Städte vorgelegt hat, die Einheit der Christen im Geiste Gottes zu fördern. Wir arbeiten deshalb gerne daran, aber nicht um unsretwillen sondern im Auftrag des Herrn. 'brücke' ist dabei ein Programm, das in einer kleinen Geschichte deutlich wird, die beim Donaufest im ökumenischen Familien-Gottesdienst erzählt wurde:

Brücke - mehr als ein Weg
Eine Stadt wurde durch einen Fluss in zwei Teile geschnitten. Aber eine Brücke verband sie wieder. Eines Tages kam eine große Flut, die die Brücke wegriss. Die Bewohner der einen Seite konnten nicht mehr zur anderen Seite gelangen. Zunächst richtete man eine Fähre ein. Jesus-Brücke Doch das war viel mühsamer als die Brücke und bald stellte man sie ein. Weil aber der Fluss so reißend war, konnte niemand die Brücke wieder aufbauen, denn man wusste nicht, wie man den Pfeiler in die Mitte stellen sollte.
Bald waren die Bewohner sich fremd geworden. Die Kinder fingen an, Steine auf die andere Seite zu werfen. Man warf zurück und mit der Zeit hasste man sich. Aus den Steinen wurden Kanonen. Aus dem Hass Feindschaft.
Da kam eines Tages ein Fremder. Er wurde in der einen und in der anderen Hälfte der Stadt gesehen, ohne dass jemand wusste, wie er über den Fluss gekommen war. Er sagte: Wenn ihr mir versprecht, dass ihr eure Feindschaft aufgebt und euren Hass begrabt, baue ich die Brücke wieder auf. Wenn aber jemand mit Waffen oder mit feindlicher Absicht über die Brücke geht, stürzt sie wieder ein.
Beide Stadtteile versprachen es dem Fremden und am nächsten Morgen stand tatsächlich die Brücke wieder über den Fluss gespannt. In dem Pfeiler, der mitten in der reißenden Strömung die Brücke trug, erkannten die das Antlitz Jesu.

... und noch mehr
ein gemeinsames Kirchenblatt, das Informationen und Anregungen, Anstöße und Kritisches beinhaltet, ist ein wichtiger und unverzichtbarer Beitrag zur Einheit der Christen in unseren Städten. Diese Einheit wird dadurch nicht zur Gleichheit. Das ist nicht nötig und auch nicht Ziel der brücke'-Arbeit.
Wir sind jedoch der festen Überzeugung, dass in einer Zeit, in der alle Bereiche der Welt zusammenwachsen, durch moderne Kommunikationsmittel, durch schnelle und flexible Verkehrsmittel, durch politische und wirtschaftliche Entscheidungen, Kirche nicht im Provinzialismus und im Kirchturmdenken stecken bleiben darf. Gerade der Kirche ist es von Gott aufgetragen zur Einheit zu wirken, weshalb wir der Welt ein Vorbild sein sollten.
Unsere 'brücke' ist ein Beitrag zur Einheit mitten unter uns. Alle Gemeinden sollten diese Chance nutzen und von sich berichten und erzählen und wahrnehmen, was an Glaube und Frömmigkeit in der Nachbarschaft geschieht. Die Vielfalt christlicher Verkündigung und christlichen Lebens kann dabei genauso zur Sprache kommen, wie das Teilen von Sorgen und Problemen, für die jemand anderes vielleicht eine Lösung weiß.

Evangelium rüttelt wach
Die 'brücke' versteht sich nicht als Gegenspielerin von Sonntagsblättern, ersetzt nicht gemeindeinterne Bekanntmachungen und tritt nicht in Konkurrenz mit allgemeinen Nachrichten. Ihr Selbstverständnis ist vom Evangelium her begründet. Deshalb reflektiert sie kritisch, hinterfragt örtliche Gemeindeaktionen aus anderer Perspektive und berichtet von gelungenen Aktivitäten, in denen Glaube vor Ort in Menschen und Gemeinden sichtbar wird.
Die Briefe im Neuen Testament waren konkrete Berichte und Impulse von Gemeinden für Gemeinden. Nur in diesein Austausch kann Kirche der EINE Leib Christi sein und werden wie Gott es will. Die brücke' ist eine Art von Blutzirkulation in diesem Leib. Wo durchblutet wird, werden eingeschlafene Glieder am Körper wieder wachgerüttelt unter Bitzeln und Stechen. Wer die brücke' nicht will, muss sich fragen lassen, wie er Kirche und Welt sieht und was er zur Einheit tut.

Joachim Pennig

Bild: gep