Ein Tourist darf in einem Kloster bei den Mönchen übernachten. Er ist sehr erstaunt über die spartanische Einrichtung ihrer Zellen und fragt die Mönche: "Wo habt ihr denn eure Möbel?" Schlagfertig fragen die Mönche zurück: "Ja, wo haben Sie denn Ihre?" "Meine?" erwidert darauf der Tourist verblüfft. "Ich bin doch auf der Durchreise!" "Genau", antworten die Mönche, "genau das sind wir auch."
Vor ein paar Monaten begleitete ich einen Mitarbeiter der Umzugsfirma durch unsere Wohnung, um das Volumen des nach Neu-Ulm zu befördernden Umzugsgutes taxieren zu lassen. Dabei warfen wir einen genauen Blick in jeden Winkel und in jeden Schrank. Innerlich bin ich dabei erschrocken: Was sich die Jahre über nicht alles an Dingen angesammelt hat! Vieles jahrelang ungebraucht! Was man irgendeinmal zu haben meinte , stellt sich nun als Ballast dar.
Mir war klar: alles geht nicht mit in die neue Wohnung! Aber, was wegwerfen? Trotz Einsicht in die Notwendigkeit, sein Leben von "Zuviel", von "Gerümpel" zu befreien - wie schwer es doch fällt, sich vom Überfluss zu trennen! Schließlich könnte man das, was man heute weggibt, ja ausgerechnet morgen brauchen ...
Die kleine Geschichte "Auf der Durchreise" hat mir geholfen.
Selbstverständlich darf ich es mir und meiner Familie im Leben wohnlich einrichten, aber es gibt auch noch die andere Wahrheit über mein Leben: Ich bin und bleibe auch Durchreisender.
Viele von uns manövrieren im Grunde ein überladenes Lebensschiff. Das kostet Kraft. Ungenutzte und ungeliebte Dinge zapfen Energie ab. Sie verstopfen nicht nur unsere Umgebung, sondern auch unseren Lebensfluss. Mehr Dinge um uns herum, als wir bewältigen können, vermitteln uns ein Gefühl der Schwäche. Unser Leben von unnötigem Ballast zu befreien, macht beweglicher, verschafft mehr Leichtigkeit und Unbeschwertheit.
Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen mit Gottes Hilfe gelingt, sich von äußerem und innerem Ballast zu befreien.
Die Urlaubsreise bietet Gelegenheit, mit weniger Dingen und Verpflichtungen auszukommen als sonst. Wir gewinnen Zeit für das Wesentliche: den Kontakt zu sich selbst und zum Nächsten und zu Gott.
Gute (Durch-)Reise!
Ihr Ernst Sperber
Pfarrer in Neu-Ulm