Verkündigung und Vermarktung
Entscheidungen über die Zukunft der Kirche

Neues im Neuen Jahrtausend
Kirche zwischen Verkündigung und Vermarktung, so lautet das Thema der diesjährigen 1. Dekanatssynode 2000 im Dekanatsbezirk Neu-Ulm. Pfarrer Armin Felten, der Leiter der Gemeindeakademie in Rummeisberg bei Nümberg, hat dieses Thema mit in die kirchliche Diskussion gebracht. Er wird aus erster Hand in das Thema einfuhren und die Moderation übemehmen.

Hintergrund
Pünktlich zur Jahrtausendwende startete die Evangelisch - Lutherische Landeskirche in Bayern eine sogenannte "Kommunikationsinitiative". Mit Hilfe von Werbe- und Managementfachleuten soll mehr Schwung und Zeitgemäßheit in ihre Reihen kommen. Das aber sorgt für Aufregung und Spannung.
Der Zeitpunkt dafür scheint gut, denn die Amtszeit des bisherigen Kirchenvorstandes geht zu Ende. Am 22. Oktober wird für das beginnende neue Jahrtausend ein neuer Kirchenvorstand gewählt.

Das geht - oder doch nicht
"Tue Gutes und rede darüber!" meint die Initiative und bietet Profi-Sachen an, damit Leute Kirche kennenlernen und wieder Spaß daran finden sollen. Natürlich sind nicht alle Kirchenmitglieder mit solchen Plänen einverstanden. Die Diskussion darüber ist wohl ein erster innerkirchlicher Erfolg: Man diskutiert wieder mal über Kirche!

Dagegen
Auf der einen Seite wird argumentiert, dass das Evangelium keine Werbung braucht. Es ist selber Einladung und darf nicht mit Waschmittel und Haarspray zusammen in einen Topf geworfen werden. Es ist Gott selber der seine Kirche baut. Werbung in den Medien ist Gotteslästerung, denn wir lesen ja in der Bibel: "Du sollst die Perlen nicht vor die Säue werfen."

Dafür
Aber wie heißt es doch auch in der Bibel: "Den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche," so sagt die andere Seite. Immer schon wurde das Evangelium angepasst um es zeit- und situationsgerecht sagen zu können. Johannes hat das Evangelium von Christus eben für griechische Philosophen geschrieben. Deshalb klingt es so ganz anderes als bei Matthäus oder Markus.

Corporate design
Eine zweite Frage in diesem Zusammenhang ist die Wiedererkennbarkeit von Kirche in ihren verschiedenen Bereichen. Gerade in einer Zeit so vieler religiöser Strömungen und Gruppierungen wäre das doch von Vorteil. Evangelische Kirche ist an einem gemeinsamen Merkmal sofort zu erkennen, sei es nun in der Diakonie, in einer Beratungsstelle, auf einem Pfarramt oder in den verschiedenen gedruckten Äußerungen von Kirche. Da flattert mir ein Heft ins Haus und außen kann ich schon sehen: Das ist von meiner Kirche. Ein solches Merkmal nennt man heute Corporate design: eine gemeinsame erkennbare Aufmachung. Aber wie soll die sein, damit auch jede Gemeinde noch in ihrer Eigenheit erkennbar bleibt.
Die Frage dahinter heißt also: Wieviel Wir-Gefühl braucht unsere Kirche? Ich halte das für eine ganz wichtige Überlegung in der Gesellschaft unserer Zeit.

INFO Dekanatssynode:
Die Dekanatssynode ist das Leitungsgremium eines Dekanatsbezirkes, der sich aus circa 10 - 30 Kirchengemeinden mit ihren Pfarrämtern zusammensetzt. In die Dekanatssynode werden neben den Pfarrern aus allen Kirchenvorständen, den Leitungsgremien der einzelnen Kirchengemeinden, Delegierte gewählt, die dann die Gemeinde dort vertreten. Die Zahl der Laien muß doppelt so groß sein, wie die der Pfarrer. -
Ein ständiger Ausschuß, der Dekanatsausschuß, führt die laufenden Geschäfte der Dekanatssynode. Den Vorsitz hat ein gewähltes Präsidium mit einem Präsidenten oder einer Präsidentin an der Spitze. Die Dekane, die Dekaninnen und der Senior/Seniorin (gewählter Sprecher der Pfarrerschaft) gehören dem Präsidium und dem Dekanatsausschuß als natürliche Mitglieder auf Grund ihres Amtes an.
Wichtigste Aufgabe der Dekanatssynode ist es, die Zusammenarbeit aller kirchlichen Kräfte in einer Region in Hinblick auf Lehre und Leben der Kirche zu stärken und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Dazu plant und finanziert sie Projekte, und verteilt die Gelder des Dekanatsbezirkes.

jp