Wohnberatung -
oder was haben Herr Strauß und Frau Blume gemeinsam?

Herr Strauß ist 29 Jahre alt, verheiratet und hat ein Kind. Frau Blume ist 72 Jahre alt und verwitwet. Auf den ersten Blick haben beide nichts gemeinsam. Doch wenn wir erfahren, dass Herr Strauß nach einem Motorradunfall querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen ist und Frau Blume einen Schlaganfall hatte und seitdem mühsam am Stock läuft, fällt die Gemeinsamkeit wohl auf. Bei beiden stellt sich die Frage, ob sie auch weiterhin in ihrer Wohnung bleiben können.

Stolperfallen und Hindernisse
Griffe im Bad Behinderte und ältere Menschen möchten natürlich so lange wie möglich selbstständig und sicher in ihrer eigenen Wohnung leben. Aber häufig sind ihre Wohnungen nicht alters- oder behindertengerecht ausgestattet.
An viele Stolperfallen oder beinahe unüberwindbare Hindernisse in unserem Wohnalltag verschwenden wir in gesunden jungen Jahren keinerlei Gedanken. Vielleicht wird einer mal von seinem rutschigen Teppich zum Stolpern gebracht, aber das wird er auf seine Unachtsamkeit schieben, oder eine bleibt mit dem Absatz an einer Türschwelle hängen, doch dann waren's die zu hohen Schuhe.

Griffe in Toilette

Bis aus Krankheits- oder Altersgründen die Beine nicht mehr richtig bewegt werden können oder gar der Rollstuhl die einzige Möglichkeit wird, vorwärts zu kommen. Dann kann es ein Teppichboden sein, der das Gehen erschwert, manche Schwelle wie eine Mauer wirken, oder die Wohnung im ersten Stock sich als Gefängnis erweisen, das nur noch mit fremder Hilfe verlassen werden kann. So muss eine Wohnung auf besondere Art und Weise dem individuellen Bedarf angepasst werden, wenn die Beweglichkeit nachlässt, und Einschränkungen durch Unfall, Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Erkrankungen vorliegen.

Wohnumfeldverbesserungen
Rampe statt Treppe Oft sind Angehörige und Betroffene in dieser Situation mit verschiedensten Sorgen und Problemen beschäftigt. Die Wohnungsfrage ist dabei nur eine unter vielen, die aber meist sehr rasch entschieden werden muss. Damit aus Unwissenheit oder Unsicherheit nicht unnötige oder gar falsche Maßnahmen ergriffen werden, gibt es beim Paritätischen Wohlfahrtsverband eine Wohnberatungsstelle. Sie unterstützt behinderte und ältere Menschen bei allen notwendigen Veränderungen in ihren Wohnungen. Bei der Beratung werden Vorschläge zum Einsatz von Hilfsmitteln, zur Ausstattungsveränderung oder baulichen Maßnahmen unterbreitet und gemeinsam mit den Ratsuchenden und ihren Angehörigen nach besten Lösungen gesucht. Ob das ein neuer Eingangsbereich ist, oder schon ein Hocker in der Dusche hilft, ob nur Griffe in Bad und Toilette fehlen, oder ein Treppenlift benötigt wird, es gibt unzählige Möglichkeiten, Wohnungen wieder sicher und bewohnbar zu machen. Dabei werden auch Absprachen mit Sozialen Diensten, Ärzten, Vermietern und Handwerkern getroffen. Manchmal kann es auch sein, dass der Umzug in eine andere Wohnung oder in eine betreute Seniorenwohnanlage die bessere Lösung ist.

Finanzierung
Schwellen einebnen Wichtig ist dabei natürlich auch die Frage der Finanzierung der Wohnungsanpassung. Hilfsmittel können bei der Kranken- oder Pflegekasse beantragt werden. Dabei gibt es bis zu 5.000 DM von den Pflegekassen als Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, wenn die Pfegebedürftigkeit nachgewiesen ist. Unter bestimmten Bedingungen sieht das Landeswohnungsbauprogramm zinsgünstige Darlehen vor. Bei Betroffenen mit geringem Einkommen helfen Sozialhilfeträger. Ansonsten muss auf Erspartes zurückgegriffen werden. Gerade Umbaumaßnahmen können sehr ins Geld gehen, so dass die Überlegung eines Umzugs auch unter diesem Gesichtspunkt womöglich die sinnvollere Lösung ist. Natürlich kostet auch die Wohnberatung etwas, doch einige Pflegekassen übernehmen diese Kosten. Die Beratung der Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen können auch über Stiftungen abgerechnet werden.

Die Koordinatorin der Wohnberatungsstelle des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist Frau Elke Kreyer. Sie kümmert sich hauptsächlich um die behinderten und altersgerechte Umgestaltung in bestehenden Wohnungen.


Weitere Informationen und Beratung sind bei der Wohnberatungsstelle unter der Telefonnummer 0731/552785 zu erfahren.


cw

Bilder: privat