"Wadde babble dudde da?" - Sprachwunder Pfingsten

Geistreich
Jede Pfingstpredigt geht auf den Geist auf den Geist Gottes ein, der (nach Galater 5,22f.) an seinen "guten Früchten" zu erkennen ist: "Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung". Wo diese Früchte "reifen", wirkt der Heilige Geist. Dieser Geist soll einst am Pfingsttag wie Flammen über die Jünger gekommen sein. Ihnen ging buchstäblich "ein Licht auf". Sie "fingen Feuer". "Feuer und Flamme" vom Geist der Liebe begannen sie nun"in anderen Sprachen (einer anderen Sprache) zu predigen", heißt es in der Apostelgeschichte - und sie wurden verstanden. Sie verstanden es wohl, eine Sprache zu sprechen, die "geistreich" und liebevoll "begeistern" konnte - über (Sprach-) Grenzen hinweg. Verstehen wir's? Ist uns klar, welcher Geist aus welchen Worten spricht? Worte können ja fruchtbar, aber auch furchtbar sein, gut oder böse.

Andachts-Bild

Furchtbar
Bei "bösen Worten" mögen wir zunächst an böswillige Worte denken, an Worte, die mit böser Absicht gesagt werden, verletzen oder hinters Licht führen sol- len: Schimpfworte, Verleumdungen, Spott, Hassparolen, Lügen.
Böse können aber auch Worte sein, die gar nicht bös gemeint waren, leichtfertige, unbedachte Worte. Da begleitet eine Witwe ihren Sohn schweren Herzens zum Abschlussball und wird an der Kasse mit den flapsigen Worten begrüßt: "Ihren Mann haben sie wohl vergessen..."
Oder: Da plaudert jemand ein Geheimnis aus ("nur unter uns gesagt"), das bald Kreise zieht, und zerstört damit innerhalb von Sekunden eine langjährige Freundschaft. Ja, Worte können böse Wunden zufügen. Manche Sätze graben sich tief in die Seele ein, prägen Menschen für ihr Leben: "Du taugst nichts!" "Aus dir wird nie was!" "Dich will doch keine/r!"
Leider machen wir uns über unsere Worte oft viel zu wenig Gedanken. Zahlreiche Verletzungen müssten nicht sein, wenn gewisse Rede-Weisen vermieden würden. Etliche Konflikte haben damit zu tun, dass eine sachliche Kritik auf die Person' gemünzt wird oder sich jemand von oben herab behandelt fühlt. Da meint der Chef zur Sekretärin: "Wenn Sie mehr Sinn für Ordnung hätten, würden Sie die Akten auch finden!" Worauf sie nach einer neuen Stelle sucht... Oder: Da sagt die Mutter zu ihrem 16jährigen Sohn: "Zieh dir schon eine Jacke über, hörst du, draußen ist's kalt" - und erhält eine patzige Antwort: "ich bin alt genug, um selber zu wissen, was ich zu tun habe!" Fürsorge, die als Bevormundung empfunden wird. Immer dann wird es kritisch, wenn sich eine/r besserwisserisch - moralisierend, verurteilend oder allzu fürsorglich über andere erhebt. Bestimmte Sprachgewohnheiten verstärken diesen Eindruck - wenn jemand zum Beispiel seine Meinung (das Ich) gerne hinter dem Wörtchen "man" versteckt: "Das tut man nicht!" "Man muss/soll/hat..." Kein Widerspruch! Verallgemeinerungen, die oft - ungerecht - selbstgerecht wirken. Von wegen: "Diese Jugend heutzutage..." "Früher war alles besser!" Wo (solche) Sprüche geklopft werden, "wo viel Worte sind, da geht's ohne Sünde nicht ab", lehrt die Bibel (Sprüche 10,19). Dann bleibt uns nur die Entschuldigung: "Tut mir leid, verzeih mir, war dumm von mir!"

Wohltuend
Aber solche Worte sind gute, "geistreiche", heilsame Worte. Sie können einen Neubeginn eröffnen, wie uns auch Gott immer wieder eine neue Chance gibt, wenn wir ihm unsere Schuld bekennen und um Vergebung bitten (l. Johannes 1,9) - Gott sei Dank! Ja, jedes Bitt- und Dankgebet gehört zu den Worten, die uns gut tun. Wie es auch unseren Mitmenschen gut tut, wenn wir ihnen Gutes wünschen und ihre Dienste würdigen. Jeder Mensch hat es gern, dass ein anderer positiv wahrnimmt, was er leistet. Ein gutes Rezept für das Miteinander in Schule und Beruf, zwischen Eltern und Kindern, Partnern und Eheleuten. Es sind oft nur diese "kleinen Sätze", die unser Zusammenleben gelingen lassen: "Danke für deine Hilfe!" "Schön, dass du da bist!" Solche Worte bauen auf, sind wie Sonnenstrahlen für unser Gemüt, fördern die Arbeitsmoral, das Betriebsklima, bewahren die Liebe. Jammerschade, wenn diese Worte verstummen!

Ehrlich
Immer gut sind auch Worte ehrlicher Anteilnahme: "Ich denke oft an dich!" "Ich bin für dich da!" Tut gut zu wissen. Wenngleich in "Notfällen" Worte auch durchaus fehlen können. Weniger ist oft mehr. Worte wie: "Kopf hoch, wird schon wieder", helfen nicht weiter. Eine billige Vertröstung, kein Trost! Ehrliche Anteilnahme setzt voraus, dass wir nur das zum Besten geben, wovon wir ehrlich überzeugt sind. Gute Worte sind ehrliche Worte, ehrlich gemeinte Worte. Das soll nicht heißen, dass wir immer gut damit beraten sind, gleich alles offen auszusprechen. Ich finde es zum Beispiel unverantwortlich, wenn ein Arzt erklärt: "Sie könn- ten Krebs haben", obwohl noch nichts fest steht, auch wenn er damit ehrlich seine Meinung äußert. Überstürzte, bestürzende Worte, die umso schlimmer sind, wenn sie "zwischen Tür und Angel" fallen. Gerade an "Schwellen" empfiehlt es sich, mit Worten sehr behutsam umzugehen. Das gilt vor allem für Abschiedsworte. Sie können lange nachklingen, froh oder traurig stimmen, je nach dem, ob wir uns mit guten oder mit bösen Worten (gar für immer?) verabschiedet haben. Die letzten Worte sind oft die entscheidenden (wie auch die ersten Sätze und Gedanken am Morgen grundsätzlich Weichen stellen).

Entsprechend
Von daher - so mein Schluss - zeigen nicht nur unsere Taten, ob wir aus dem Geist der Liebe leben. Wenn wir uns auch "verbal von den Früchten des Geistes inspirieren.lassen" und sie anderen "entsprechend mitteilen", kann es nach wie vor zu wahren Pfingstwundern kommen: zu einem "fruchtbaren" Miteinander auf einer "geistlichen" Ebene, der "gute Früchte" erwachsen. Lasse Gott sie "redlich" unter uns reifen.

kh

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