Am siebten Tag ruhte Gott von seiner Arbeit aus ...

Einige Feiertage laden jedes Jahr zu Ausflügen oder Untemehmungen aller Art ein, die schon früh am Morgen beginnen können, denn die Kirche bleibt geschlossen. Wenn auch bei den katholischen Nachbarn kein Kirchgang angesagt ist, handelt es sich in der Regel um einen staatlichen Feiertag.

Arbeit

Tag der Arbeit
So genießen wir am 1. Mai hoffentlich einen sonnigen Frühlingstag und nur wenige hartnäckige Gewerkschaftler treffen sich zu kleinen Kundgebungen. In den meisten Kalendern ist aus dem "Tag der Arbeit" längst ein "Maifeiertag" geworden. Es zählt der freie Tag als Verlängerung des Wochenendes, ganz gleich unter welchem Namen.

Doch eigentlich wäre ein "Tag der Arbeit", an dem wir uns über den Stellenwert von Arbeit und Freizeit in unserem Leben neu Gedanken machen, für Kirche und Gesellschaft gleichermaßen von Wert.
Arbeit ist schon in der Bibel ein selbstverständlicher Teil des menschlichen Lebens. Ursprünglich wurde dabei Arbeit als ein den Menschen charakterisierendes Tätigsein verstanden. Im Unterschied zum Tier musste der Mensch bewusst Natur verwandeln, um mit Hilfe von Werkzeugen seine Lebensbedürfnisse aus der Natur zu befriedigen. Ziel menschlicher Arbeit war und ist zum einen der Erwerb des Lebensunterhalts und zum anderen die Gestaltung des eigenen Lebens und der Welt. Biblisch gesehen arbeite ich also, damit ich zu essen und ein Dach über dem Kopf habe, aber auch um meinen Teil der Verantwortung für die Umwelt und meine Mitmenschen zu tragen.
Leben ohne Arbeit wird nicht beschrieben, doch wird der Mensch nicht durch Arbeit zum Menschen, das heißt der Sinn des Lebens hängt nicht am Arbeiten. Zwar kommt in der Weisheits-Literatur ein Arbeitsethos in den Blick, das zu Fleiß mahnt, doch gibt es auch schon Stimmen, wie die des Predigers, die sich skeptisch über die vergebliche Mühsal der menschlichen Arbeit auslassen.

Gott arbeitet
Bemerkenswert für die biblische Auffassung von Arbeit ist, dass Gott selbst arbeitet. Im Gegensatz zu den verschiedensten Götterwelten, in denen zwar die Gottheiten für bestimmte Tätigkeiten zuständig waren, diese aber längst nicht ausgeübt haben.

In der Schöpfungsgeschichte zu Beginn der hebräischen Bibel wird vom Schaffen Gottes berichtet und auch sein Handeln in der Geschichte kann als Tätigkeit verstanden werden.
Da Gott arbeitet, benötigt er auch Ruhephasen. So ist die Errungenschaft der Sechs-Tage-Woche auf das Ruhebedürfnis Gottes zurückzuführen: Am siebten Tage ruhte Gott von seiner Arbeit aus ...

Arbeitsethos
Vom biblischen Verständnis zum heute geltenden Arbeitsethos war es ein weiter Weg. Schon im Mittelalter lässt sich die Trennung und Wertung von "Kopf-" und "Handarbeit" finden, ersteres ist zu dieser Zeit ungleich verdienstvoller als letzteres. Ansonsten wird zur Sicherung des Lebensunterhaltes gearbeitet, um Müßiggang auszuschließen und Begierden zu zügeln.

Sonntag

Verantwortung
Mit der Reformation kam ein weiterer Aspekt hinzu. Durch die Rechtfertigungslehre wurde deutlich, dass der Mensch auch durch noch so tadellos erledigte Arbeit sich nicht bei Gott einen größeren Verdienst erwirtschaften konnte. Hingegen wurde die Arbeit als Gottesdienst gesehen, mit dem den anderen "gedient" wurde. Im jeweiligen Beruf nahmen Christen und Christinnen auf diese Weise ihre Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Schöpfung wahr.

Und heute? Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Sicht der Arbeit stark verändert. Der einzelne Mensch wurde durch die Notwendigkeit, die unmittelbaren Bedürfnisse zu befriedigen, zur Arbeit gezwungen. Durch den Anreiz von mehr Geld war er zu höherer Leistung bereit. Der Einzelne als Mensch aber hatte keine Bedeutung, der Arbeit an sich lag kein Sinn und keine Würde zugrunde.
Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Struktur der Arbeit, aber auch die mit ihr verbundene Wertschätzung gewandelt.

Arbeit wird nicht allein dadurch positiv erfahren, weil sie die materiellen Grundvoraussetzungen zur Befriedigung von Bedürfnissen, wie Essen, Kleidung, Wohnung, Urlaub, schaffen kann.
Bedeutung gewinnen solche Formen von Arbeit, in denen Menschen sich entfalten können, ein Höchstmaß der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten erreichen und mit ihren Mitmenschen solidarisch leben können. Solche Arbeit wird vielleicht nicht hoch bezahlt, dafür bietet sie die Befriedigung, die andere nur durch gewagte Freizeitgestaltung erreichen. Arbeit lässt sich eben nicht nur als "Erwerbsarbeit" verstehen, rein zum Geldverdienen, sondern auch als die Möglichkeit, Familie und Gesellschaft verantwortlich mitzugestalten.

Welchen Stellenwert hat "Arbeit" in Ihrem Leben?

cw