"Leuchtspuren" als Vorboten des Osterlichtes
Über Jugendkreuzweg, Passion und Osternachtgottesdienst Ökumenischer Kreuzweg

Noch befinden wir uns mitten in der vierzigtägigen Vorbereitungszeit auf Ostern. Ursprünglich war dies eine Zeit der Taufvorbereitung, die hinführte auf den Taufsonntag überhaupt: das Osterfest. Gleichzeitig wurde diese Zeit zur Vorbereitung der Büßer auf ihre Wiederaufnahme in die Gemeinde am Gründonnerstag genutzt.
Bestandteil der Bußpraxis ist auch das Fasten, so dass sich bis heute diese Zeit vor Ostern bei uns vor allem als Fastenzeit eingeprägt hat. Dieses Fasten hatte einen spirituellen Sinn: Es galt als Waffe im Kampf gegen Versuchungen und als ein Mittel, das Gebet zu intensivieren. Es hatte aber darüber hinaus einen sozialen Sinn: Man fastete, um andere unterstützen und ernähren zu können. Die christliche Fastenpraxis war so zugleich Zeichen und Vollzug von Nächstenliebe.
Im evangelischen Bereich ist ein anderer Aspekt dieser Vorbereitungszeit auf Ostern in den Vordergrund getreten, so heissen diese vierzig Tage bei uns "Passionszeit". Das ist ein Zeichen dafür, dass das Motiv der Passion Jesu, also Bedenken des Leidens und Sterbens Jesu die gesamte Vorbereitungszeit des Osterfestes bestimmen. So sind gerade in diesen Wochen in vielen Gemeinden besondere Passionsandachten üblich. Lieder, Gebete, Lesungen und Auslegung nehmen auf die Passion Jesu Bezug und verteilen die Stationen des Leidens Jesu über die gesamte Zeit der vierzig Tage. Diese Andachten stehen in einer gewissen Nähe zu den Kreuzwegandachten im katholischen Bereich. Dabei wurde der Leidensweg Jesu auf ursprünglich sieben, später auf vierzehn Stationen verteilt, die an Ereignisse aus der zum Teil legendarisch erweiterten Passionsgeschichte erinnerten. Diese Stationen konnten sich in der Landschaft an meist hügeligen Stellen befinden, später wurden Kreuzwegstationen im Inneren einer Kirche errichtet.

Die einzelnen Stationen wurden durch ein Kreuz sowie durch bildliche oder plastische Darstellungen des Stationsinhaltes gekennzeichnet. Jede Station lud zum Beten und Betrachten ein.
In dieser Tradition steht auch der oekumenische Jugendkreuzweg, der seit Jahren auch in Ulm gefeiert wird. Der oekumenische Kreuzweg der Jugend 2000 trägt den Titel 'Leuchtspuren'. Die Bilder zur Leidensgeschichte Jesu wurden von Reinhard Zimmermann gemalt, der den Spuren des Lichtes, den Spuren Gottes in der Leidensgeschichte Ausdruck gibt.
Der vom Evangelischen Jugendwerk und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend Ulm sowie der Evangelischen und Katholischen Jugend Wiblingen veranstaltete Jugendkreuzweg findet am Freitag, dem 14. April in Ulm-Wiblingen statt, Beginn ist um 18 Uhr in der Basilika St. Martin (Schloßstraße). Nach einem kurzen Auftakt in der Basilika begibt man sich auf die Suche nach "Leuchtspuren". So führt der gemeinsame Weg über drei bis vier Stationen (die solche Titel tragen wie: "gefeuert" - "aufgeblendet" "hingestreckt" - "ausgesperrt") bis zum Evangelischen Gemeindezentrum am Tannenplatz. Dort endet der Jugendkreuzweg und bietet die Gelegenheit, sich mit einer Kleinigkeit zum Essen und Trinken zu stärken und anschließend die Möglichkeit um 20 Uhr ein Konzert der Rockband "Basilea" mitzuerleben.
Eingeladen sind zum oekumenischen Jugendkreuzweg nicht nur Jugendliche sondern genauso junggebliebene Erwachsene.

Der Höhepunkt an der Schnittstelle zwischen Passions- und Osterzeit ist der ebenfalls seit Jahren stattfindende Osternachtgottesdienst im Ulmer Münster am Karsamstag, dem 22. April um 20 Uhr, der von Gemeindegliedern und Pfarrer/innen der Martin-Luther-, Münster- und Paulusgemeinde vorbereitet und durchgeführt wird.

Der Gottesdienst in der Osternacht galt als der bedeutendste des ganzen Jahres, neben Karfreitag, dem für evangelische Christen höchsten Feiertag des Kirchenjahres und wichtigsten Abendmahlstages.

Im Mittelalter wurde dieser Gottesdienst zeitlich immer weiter vorverlegt, bis er endlich am frühen Morgen des Karsamstags stattfand! Heutzutage wird er je nach Gemeinde am Vorabend oder erst in den frühen Morgenstunden des Ostersonntags gefeiert.

Die unterschiedlichsten Traditionen und liturgischen Elemente fließen in dieser Feier zusammen. Ob Licht- oder Tauf(gedächtnis)feier, verschiedenste Lesungen, vor allem aus dem ersten Testament, und eine Abendmahlsfeier, diese Bestandteile gehören in irgendeiner Weise in diesen Gottesdienst.

Kreuz

Eindrucksvoll wird im Ulmer Münster das Spiel mit Dunkel und Licht betrieben, dass das Hinübergehen mit dem gekreuzigten Jesus aus dem Dunkel des Todes in das neue Leben symbolisiert: Auf dem Münsterplatz ein Osterfeuer, um das sich alle Gottesdienstbesucher versammeln, bevor sie in die dunkle Kirche ziehen, an der Spitze die Osterkerze.
Zu jeder der folgenden Lesungen wird es in der Kirche etwas heller, doch erst zum Schluss des Gottesdienstes beim Verlesen des Osterevangeliums leuchtet es durch das Anzünden aller Kerzen im Kirchenschiff richtig auf.
Im Mittelpunkt der Osternacht steht die Tauffeier. In den vergangenen Jahren nur als Taufgedächtnis begangen, sollen in diesem Jahr Erwachsene getauft werden. Für sie also endet die vierzigtägige Passions- und Vorbereitungszeit mit der Aufnahme in die Gemeinde.

cw

Bilder: Gebetsposter