Konfirmation im Gespräch -
Unterrichtsbeginn mit zehn, vierzehn oder achtzehn Jahren?

Es ging im Februar durch die Zeitung, wenn auch leicht verzerrt: Jetzt im April will die Synode der Württembergischen Landeskirche eine Änderung der Konfirmationsordnung beschließen. In der dritten Klasse soll der Konfirmandenunterricht beginnen und die Kinder unter anderem auf die Teilnahme am Abendmahl vorbereiten. Die eigentliche Konfirmation soll weiterhin in der achten Klasse stattfinden.
In Ulm läuft dieses Modell seit zwei Jahren in der Christuskirchengemeinde.

"Konfi 3"
"Auf dem Tisch brennt die Gruppenkerze und nach dem gemeinsam gesprochenen Psalm und dem Lied, bei dem sogar die Buben sich alle Mühe geben..." - Die Szene ereignet sich nicht in der mehr oder weniger schrumpfenden Kinderkirche. Nein, mitten in der Woche, in irgendeinem Wohnzimmer irgendwo in der Gemeinde hat sich die Gruppe getroffen zu "Konfi 3" - wie der neue Konfirmandenunterricht für Drittklässler/innen in Söflingen genannt wird.
Die Mutter eines der beteiligten Kinder, die gemeinsam mit einer weiteren Konfi 3-Mutter die Fünfergruppe leitet, erinnert sich: "ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Kind oder gar fremden Kindern Themen wie Taufe, Abendmahl oder ähnliche Glaubensdinge erörtern könnte." Nachdem aber jede Stunde der Tischgruppe gemeinsam vorbereitet und mit Material, das von einer Arbeitsgruppe erarbeitet und gebrauchsfertig vorgelegt wurde, geht's tatsächlich. Mündige Mitglieder der Gemeinde setzen das Taufversprechen um, den Kindern das Evangelium lebensnah anzueignen. Kinder in diesem Alter haben ein besonderes Gespür für alles Symbolische und die Geheimnisse des Glaubens. Das zeigt sich in den erfrischenden Gottesdiensten, die in diesem Halbjahr zwischen November und Mai von Konfi 3 mitgestaltet werden. Und immer wieder wird in der Gemeinde erstaunt festgestellt, mit welchem Ernst bei gleichzeitiger Fröhlichkeit diese jungen Christinnen und Christen ihr erstes Abendmahl feiern.
In den rund 20 Konfi-Stunden, von denen gut die Hälfte durch TischgruppenMütter oder -Väter gestaltet werden, absolvieren die kleinen Konfirmanden etwa ein Drittel des KU, der dann in der achten Klasse fortgesetzt wird und da mit der Feier der Konfirmation endet. Bis dahin wird es ja noch diese oder jene Gelegenheit geben sich zu treffen, nachdem man sich im Konfi 3-Halbjahr so nahe gekommen ist.

Diese neue Art der Konfirmationsvorbereitung eröffnet - das zeigt sich in allen Gemeinden, die mit diesem Modell schon Erfahrung haben - wirklich neue Herausforderungen und Möglichkeiten der Gemeindearbeit.

Gerhard Reich
Pfarrer der Christusgemeinde Ulm

Konfirmandenunterricht und Konfirmation zu Beginn der Pubertät
Konfirmation Seit der Reformation und damit seit fast 500 Jahren bereiten sich Dreizehn-, Vierzehnjährige auf ihre bewusste Aufnahme in der Gemeinde vor. In der Regel ein Jahr Unterricht, zum Teil ähnlich wie in der Schule der Religionsunterricht, nur ohne Noten - und dann doch wieder ganz anders.
Beim Gemeindepraktikum lernt jede/r, ob im Kindergarten, der Bücherei oder beim Organisten, die verschiedensten Bereiche der Gemeindearbeit kennen und darf auch schon mal richtig mit zupacken.

Noch arbeitsintensiver geht es bei diversen Gemeidefesten zu, ob beim Kaffeeausschank oder der Betreuung des Geschirrmobils, die tatkräftige Mithilfe der Jugendlichen ist gefragt. Nach und nach entdecken sie auf diese Weise ihren Platz in der Gemeinde.

Bei der Mitgestaltung von Gottesdiensten kann die Scheu vor dem Mikrofon abgebaut werden. Natürlich müssen die Jungen ab und zu vor den Mädchen zeigen, wer der starke Mann ist und dann und wann flattert ein Liebesbrief über die Tische... Gerade jetzt in dieser Umbruchphase vom Jungen zum Mann, vom Mädchen zur Frau, und bei der bevorstehenden Berufswahl ist das Gespräch in der Gruppe, die Orientierung an christlichen Lebensmodellen hilfreich und fördernd.

Konfirmation junger Erwachsener
Seit Jahren findet in der MartinLuther-Kirche in den Sommermonaten eine zweite Konfirmation statt. Junge Erwachsene vorwiegend russisch-sprechender Herkunft, deren Schule im Gemeindebereich liegt, begehen ihre Konfirmation festlich-feierlich.
Konfirmandenunterricht mit Sechzehn- bis Zwanzigjährigen befasst sich an der Schwelle von Schule ins Berufsleben mit den grundsätzlichen Fragen des Lebens und Glaubens.
Die jungen Erwachsenen machen sich ganz eigene Gedanken über Gott und die Welt. Ob sie sich nun mit Abraham oder Mose beschäftigen, immer wieder stoßen sie auf ihre eigenen Fragen und Probleme, das Verlassen der ursprünglichen Heimat, die Neuorientierung im fremden Land - und dann noch Gott vertrauen! Das führt zu so spannenden Fragen, wieso es eigentlich keine moderne Fortsetzung der Bibel gibt, oder ob Gott heute nicht mehr mit den Menschen spricht. Konfirmandenunterricht mit Abiturienten würde sicher noch anders verlaufen. Möglich wird aber eigentlich erst bei Erwachsenen das, was bei jeder Konfirmation gefordert wird, nämlich das bewusste Ja jeder und jedes einzelnen zu Gott.

cw

Bild: Miriam Bergner, Neu-Ulm - Reutti