Hinabgestiegen in das Reich des Todes

Edwin Scharff, der Zeitgenosse Ernst Barlachs, gebürtiger Neu-Ulmer, hat im Zweiten Weltkrieg ein Gelübde getan. Der Maler und Bildhauer, verheiratet mit der jüdischen Schauspielerin Helene Ritscher hatte unter den Nationalsozialisten Berufsverbot. Seine Frau befand sich in akuter Lebensgefahr. Er schwor, wenn er und seine Familie den Krieg überstehen sollten, werde er eine Kirchentür fertigen und stiften. Sein Wunsch wurde erhört und so entstand das Bronzeportal für die Marienthaler Kirche (Nachbildung im Neu-Ulmer Museum).

In zwanzig einzelnen Bildern hat er das Glaubensbekenntnis gestaltet.
Drei Bilder drucken seinen Osterglauben aus:
Hinabgestiegen in das Reich des Todes Als Beginn des Ostermorgens formuliert das Glaubensbekenntnis:
Ich glaube an Jesus Christus ...
hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Ganz in der mittelalterlichen Mal-Tradition stellt Edwin Scharff den Auferstandenen dar. Sein Gewand wird vom Wind bewegt. Das neue Leben fährt hinein. Mit einem großen Schritt geht er auf die Gestalt zu, die aus der Tiefe ihre Arme ihm entgegenstreckt. In der alten Kirche gab diese Szene Antwort auf die Frage, was ist mit den Menschen, die vor der Auferstehung Jesu gestorben sind. Gilt die Erlösung auch ihnen? Die Antwort gibt das Credo: Auch zu ihnen kommt der Auferstandene.

Auferstanden von den Toten

Auferstanden von den Toten Ein Motiv befaßt sich mit dem Satz:
Auferstanden von den Toten ...

Der Auferstandene als einzige Gestalt tut einen Schritt aus dem angedeuteten Steinsarg. Locker hängt ein Tuch über der Gestalt und gibt den Blick auf die Seitenwunde frei, einzige Erinnerung an das Leiden. Jesus wird hier als der strahlende, junge Held gezeigt, dessen Arme etwas auseinander drücken: Er erinnert an eine Liedstrophe: Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes die reißen entzwei. Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er der Sohn Gottes, der machet recht frei.


Gemeinschaft der Heiligen
Gemeinschaft der Heiligen
Ein Motiv deutet den Satz:
Ich glaube an den Heiligen Geist...
Gemeinschaft der Heiligen.
Umschlungen von einem Band sehe ich drei Gestalten. Ihre Häupter tragen einen Heiligenschein. Zwei bilden den Hintergrund für den dritten in ihrer Mitte. Die Figuren bewegen sich. Ihre Arme schwingen und ihre Füße zeigen tänzerische Anmut.
Die drei Körper verschmelzen zu einer Einheit.
Ich fühle mich an eine lkone erinnert, die den dreieinigen Gott darstellt, als wären drei Personen in immerwährendes Gespräch vertieft. An der Kirchentüre befinden sich Drei in einträchtiger Bewegung.
Oder ist die biblische Geschichte von den Emmaus Jüngern gemeint: Zu zweit gehen sie am Abend des Ostertages nach Hause. Sie klagen über den Tod ihres Freundes und Lehrers, Jesus. Da gesellt sich ein Mann zu ihnen. Sie sprechen über das was geschehen ist. In ihrer Trauer haben sie kein Auge für den fremden Weggenossen. Erst als sie ihn ins Haus und an ihren Tisch bitten, erkennen sie den auferstandenen Jesus.
Christus spricht: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Das Bild zeigt den Ursprung christlicher Gemeinde. Der Auferstandene ist mit ihr unterwegs. Sie hält zusammen als der eine Leib Christi und setzt leichtfüßig einen Schritt vor den anderen.

Gabriele Burmann, Dekanin Neu-Ulm

Bilder: Edwin-Scharff-Museum