Talitha kumi - Junge Frau, steh auf!

Diesen kraftvollen aramäischen Ruf Jesu, der nach dem Evangelisten Markus die Tochter des Jairus ins Leben zurückrief, haben junge Frauen aus Indonesien zum Thema des Weltgebetstags 2000 gewählt.

Inselreich
Was wissen wir schon vom Frauenleben in einem so fernen riesigen Inselreich, das momentan wegen der grausamen Bürgerkriege in den Mittelpunkt der Medien gerückt ist? Fast 1400 Inseln, über 300 Völker und ethnische Gruppen, viele Sprachen, Kulturen und Religionen prägen das Land. Modernste Millionenstädte, in denen Pracht und Armut dicht nebeneinander wohnen wie in Jakarta auf Java neben dünn besiedelten Inseln, in denen die Menschen noch als Bauern, Fischer und sogar als Jäger und Sammler leben. Die paradiesische Touristeninsel Ball mit ihren hinduistischen Tempelstätten, ihren Tänzerinnen mit Lotusblüten gehören ins Bild Indonesiens wie die Gewürzinseln (Molukken) mit dem Duft von Nelken, Muskatnüssen und Vanillestangen. Das Leben der Frauen, selbst in den gesellschaftlich modern geprägten Regionen ist noch vielfach von den Anforderungen der Traditionen bestimmt und vorwiegend männlich orientiert. Sehr stark werden die Frauen in ihrer Identität von der jeweiligen Religion geprägt. 87% der Bevölkerung gehören dem Islam an, 9% christlichen Kirchen und etwa 4% dem Hinduismus und dem Buddhismus.

Junge Bevölkerung
"Junge Frau, steh auf!" - In Indonesien sind über 50% der Bevölkerung jünger als 20 Jahre. Dennoch haben junge Menschen, besonders Frauen, wenig Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu äußern und ihr Leben gleichberechtigt und selbstbewusst zu gestalten. Sie haben wenig Chance, ihre neue Frauenrolle zu finden in einer Zeit der Wirtschaftskrise und zunehmender Verarmung, in einer Zeit des politischen Umbruchs nach 32 Jahren strikter Herrschaft durch den Diktator Suharto, die von unzähligen Menschenrechtsverletzungen und willkürlicher, käuflicher Rechtsprechung gekennzeichnet war, in einem Land, das in unserer Zeit durch blutige Bürgerkriege zwischen Christen und Muslimen ruiniert wird, die in Wirklichkeit aber durch alte ethnische und soziale Ungerechtigkeiten begründet sind, die unter Suharto nur unterdrückt worden waren.
Durch die zunehmende Kriminalität, aber auch durch die Brutalisierung des politischen Lebens, sind gerade Frauen immer stärker von Gewaltanwendung bedroht.

Visionen
Talitha kumi - Junge Frau, steh auf! - In dieser Aufforderung fühlen die Indonesierinnen sich von Gott aufgerufen, sich intensiver für die Ausbildung junger Menschen einzusetzen, gegen Diskriminierung anzukämpfen, Kritik zu äußern, ein Leben in Gleichheit und Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft zu fordern und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Mit der Hilfe Gottes, der Quelle unserer Weisheit, halten sie sich für fähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen, weise zu handeln und mit den harten Problemen ihres Lebens fertig zu werden.

Talitha kumi - Junge Frau, steh auf! Ich stelle mir vor, dass sich an diesem ersten Freitag im März weltweit Frauen jeden Alters von der Vision der Indonesierinnen anstecken lassen, wie diese ihre Lasten abladen, ihre Möglichkeiten entdecken und aufstehen zum Leben gegen alle Politikverdrossenheit, gegen alle Kirchenmüdigkeit, gegen alle Resignationsgefühle.

tanzende Frauen Im Bild der tanzenden Frauen wird diese Vision lebendig. Zunächst sind einige noch gebeugt, andere im Aufstehen begriffen oder schon ganz dem Licht offen aufgerichtet. Dieses Auf- stehen gelingt nicht ruckartig, sondern in einem Prozess, schrittweise. Es wird getragen, durchleuchtet vom schöpferischen Geist der Hoffnung und der Kraft des Glaubens.

Talitha kumi - Junge Frau, steh auf! - in Indonesien - und in und um Ulm/ Neu-Ulm!

Jutta Fischer,
Mitglied des ökumenischen
Vorbereitungsteams, Ulm