Rolf Engelhardt,
neuer geschäftsführender Pfarrer der Paulus-Gemeinde Nord, hat einen Traum:
Er möchte die Gemeindearbeit so organisieren, "dass die Menschen
stolz sein können, in dieser Kirchengemeinde mitzuarbeiten".
Dass er, 1952 in Stuttgart geboren, in einem kirchlichen Elternhaus
aufwuchs mit regelmäßigem Besuch von Kinderkirche und Gottesdienst und
dass er einen "tollen Pfarrer" hatte, trug sicher mit dazu bei,
sich als Jugendlicher kirchlich zu engagieren. Zudem wuchs er in die
Bewegung der späten 60er Jahre hinein, die auch vor der Kirche nicht
Halt machte und sich auf dem Kirchentag 1969 in Stuttgart
manifestierte. Während er nach dem Abitur nebenher schon für die
evangelische Kirche arbeitete, lernte er auf dem
Sprachenkolleg Griechisch und absolvierte in Israel einen sechswöchigen
Schnellkurs in Hebräisch. Es folgten drei Studiensemester Theologie,
Geschichte und Politische Wissenschaften am Tübinger Stift.
Von dort
ging der politisch Interessierte und Engagierte, dem es "viel
zu eng, zu stiftsintern" war, für weitere drei Semester nach
Heidelberg. Zurück in Tübingen, absolvierte er 1978 das Fakultätsexamen
und ging als Ausbildungsvikar nach Winnenden in eine riesige
Wohnsiedlung, wo er unter anderem über 80 Konfirmanden zu betreuen
hatte.
Als die Pfarrerin wegging, wurde er wie selbstverständlich zum
Gemeindepfarrer. So stürzte er sich in die Gemeindearbeit, begründete
einen Gemeindebrief, eine Dritte-Welt-Gruppe, die es heute noch gibt,
und stellte ein marodes Jugendzentrum wieder auf die Beine. 1980
wechselte er in das Dekanat Crailsheim, eine typische ländliche
Doppelgemeinde mit nicht mal 600 Gemeindegliedern. Da habe er sich
"intensiv bei den Menschen umgetrieben", ist mit aufs Feld,
in die Ställe, zum Holzhacken gegangen. Ein umtriebiger Pfarrer also,
der auch vor Betrieben nicht haltmachte, sich für Fragen von Kirche und
Arbeitswelt interessierte.
Folgerichtig kam das Angebot aus Ulm für die Funktionspfarrstelle als
Industriepfarrer, die
er nun inzwischen elf Jahre inne hatte. So geriet der immer noch
politisch Interessierte mitten hinein in die Umwandlungsprozesse der
Arbeitswelt in den letzten Jahren. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit
gehörte nun außer dem Kontakt zu Arbeitslosen das Durchführen von
Seminaren, Tagungen oder Bildungsurlaubswochen für Arbeitnehmer und
-geber.
Dann wurde das Büro im Ulmer Hotel Neuthor (die 'brücke' berichtete darüber) aufgelöst, und Rolf Engelhard musste nach Bad Boll wechseln. Da ihm zunehmend auch der kirchliche Rhythmus der Jahreszeiten zu fehlen begann, bewarb er sich um die Pfarrstelle der Pauluskirche, wo er nun eben dabei ist, sich alles anzugucken, nachzufragen, nachzuhaken. Er hält es für wichtig, die Menschen intensiv zu begleiten, die sich in der Gemeinde engagieren - die Ehrenamtlichen - mit denen er stärker projektorientiert arbeiten möchte. Mindestens ebenso wichtig ist ihm die Außendarstellung, wie auch die Frage nach dem Profil dieser Kirchengemeinde. Bei all den Vorhaben und Plänen werden ihn jedoch seine 5-jährigen Zwillinge sowohl in Trab zu halten wissen als ihn auch die nötige Ruhe in der Familie finden lassen. Denn diese braucht selbst ein umtriebiger Pfarrer zu Zeiten.
ae