"Im Namen Gottes, des Vaters, des
Sohnes und des heiligen Geistes!
Im Jahre des Heils 1898 am 15. September ist unter der Regierung Seiner
Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm lt. und seiner Majestät des
Königs Wilhelm 11. vom Württemberg dieser Stein als Grundstein der
evangelischen Kirche zu Söflingen gelegt worden...
... Im Jahr 1836 zählte man in Söflingen nur 25 Protestanten, 1866 waren es deren schon 269, 1895 fanden sich 950, heute dürfte die Tausendzahl schon überschritten sein, und die im Jahr 1891 gegründete evangelische Schule beherbergt in zwei Klassen über 130 Schulkinder
Seit das Entgegenkommen des Kath. Stiftungsrats im Jahr 1876 alle 14 Tage die Abhaltung eines evang. Gottesdienstes in der Friedhofkapelte ermöglichte, war der Zusammenschluß der Gemeinde wesentlich erleichtert, die Pastoration derselben wurde jeweils einem Ulmer Geistlichen im Nebenamt übertragen, bis das rasche Anwachsen der evang. Seelenzahl die Notwendigkeit der Berufung eines eigenen Geistlichen ergab. Das Jahr 1894, zu dessen Anfang letzterer sein Amt antrat, brachte auch die Erwerbung eines Kirch- und Pfarrhausbauplatzes an der Ulm-Söflinger Markungsgrenze dank der freundlichen Gesinnung der städtischen Behörden; 1895 ward uns durch die Fürsorge der hohen Oberkirchenbehörde eine Landeskirchenkollekte zuteil. Nachdem sodann die Kirchenbaufrage schon im Lauf des Jahres 1896 lebhaft in Fluß gekommen war, erfolgte im Februar 1897 die Entschließung des Kirchengemeinderats die Ausarbeitung von Plan und Kostenvoranschlag für ein zu erbauendes evang. Gotteshaus in die Hände des bewährten Kirchbaumeisters, Herrn Baurat Dolmetsch, Stuttgart, zu legen...
... Wir sind glücklich, durch die Güte des Herrn dieses Ziel erreicht zu haben und heute, getragen von seiten vielseitiger Teilnahme, den Grundstein zu einem Bethaus legen zu dürfen... "
(aus dem "Conzept" der Grundsteinurkunde der Christuskirche).
Knapp ein Jahr nach der Grundsteinlegung konnte die Christuskirche am 21. 12. 1899 eingeweiht werden. Für Oberbaurat Heinrich Dolmetsch aus Stuttgart war die Christuskirche eine der letzten Kirchen, die er im neugotischen Stil erbaute. Ursprünglich sollte die Kirche mit drei gleich langen Schiffen in Kreuzform gebaut werden. Längst schon hatten Fundament- und Maurerarbeiten begonnen, als beschlossen wurde, im Hinblick auf den zu erwartenden Zuwachs der Gemeinde, das Hauptschiff in Richtung Westen aufs Doppelte zu verlängern.
"Die Finanzierung hat dann auch irgendwie geklappt", heißt es in der Festschrift. So leicht wird es der Gemeinde nicht gefallen sein, die damals vor allem aus Arbeiterfamilien bestand, die ihren Lebensunterhalt bei der Bahn und in der
örtlichen Textilfabrik verdienten. 60 000 Mark blieben der Gemeinde als Schulden, die mit vier Prozent verzinst,
innerhalb von 60 Jahren getilgt werden sollten!
Als die Kirche gebaut wurde, lag sie am östlichen Rande des Dorfes an der Straße nach Ulm. Dies hatte aber nichts mit einer Ausgrenzung der evangelischen Gemeinde zu tun. Im Gegenteil bestand in Söflingen längst vor allen offiziellen ökumenischen Initiativen eine kirchenverbindende Gastfreundschaft, wie eben anfangs in der Mitbenutzung der Friedhofskapelle St. Leonhard, bis hin zu den heute dreimal jährlich stattfindenden Gottesdiensten in der evangelischen wie in der katholischen Kirche.
Mehrere Renovierungen (außen und vor allem innen) waren in diesen 100 Jahren
nötig, um die Christuskirche zu dem Schmuckstück zu machen, das sie heute darstellt.
Ihr Kirchenjubiläum begeht die Christuskirchengemeinde mit einem Festprogramm. Es begann mit dem Gemeindefest am Himmelfahrtstag, führte über mancherlei Höhepunkte, wie zum Beispiel den Tag der Christuskirchen in Deutschland im Oktober, bis hin zum Festgottesdienst mit Landesbischof Renz am Sonntag, den 12. Dezember und zur Feierstunde am Jubiläumstag mit Persönlichkeiten aus dem kirchlichen und öffentlichen Leben.
Anlässlich des Jubiläums wurde eine Festschrift herausgegeben, die natürlich in der Christuskirche, aber auch in den Pfarrämtern und Gemeindehäusern der Christuskirchengemeinde zu erhalten ist.
cw
Bilder: Festschrift Christuskirche